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Einleitung

Wenn man an Virtuell Reality (kurz: VR), Augmented Reality und VR-Brillen denkt ist nicht „Kunst“ die erste Assoziation die mit diesen Begriffen geknüpft wird. Mir ging es vor der Auseinandersetzung mit der Thematik „Kunst und Technik“ jedenfalls ähnlich. Für mich war Kunst in dem Sinne, eine ästhetische Ausdrucksform des Erschaffens, die ich hauptsächlich im traditionell handwerklichen Sinne zuordnete. Erst durch die direkte Konfrontation während des Seminares „Kunst und Technik“ bekam ich den Anreiz mich dieser neuen Herausforderung zu stellen und tiefer in die Thematik einzutauchen. 
Durch Einblicke in vielen verschiedenen Richtungen der technischen Möglichkeiten in der Kunst, bin ich letztendlich in die Welt der Virtuell Reality gestoßen. Diese neue Möglichkeit bietet nicht nur an Kunst zu kreieren, sondern auch zu vermitteln. Diese Erneuerung der Kunstvermittlung hat mich dazu gebracht sie selbst ausprobieren zu wollen.

Aber bevor ich von meinem Selbstversuch berichte und meine gesammelten Erfahrungen erläutere, möchte ich zunächst beleuchten was aktuell in der virtuellen Welt der Kunst los ist.

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Der Einsatzbereich der Virtuellen Realität und ihre Ziele

Kulturinstitutionen, wie das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt, oder das dänische Moesgaard Museum nutzen schon VR Technologie um dadurch Informationen zu vermitteln und die Museums Erfahrung zu steigern. In der Kunst ist VR zwar noch nicht flächendeckend präsent, hat sich aber im Laufe der Jahre den Weg in viele Künstlerarbeiten und Museen geschaffen.
Das Verbundprojekt museum4punkt0 beschäftigt sich genau mit dieser Thematik. Sie verbinden unterschiedliche Kulturinstitutionen mit modernsten Technologien miteinander. Dabei versuchen sie, neue digitale Technologien, die bei der Vermittlung der Bildung und der Kommunikation eingesetzt werden, in musealen Kontexten einzusetzen. Dabei sind sie für die Entwicklung, die Erforschung und die Evaluation verantwortlich. Dabei versuchen sie, neue digitale Technologien, die bei der Vermittlung der Bildung und der Kommunikation eingesetzt werden, in musealen Kontexten einzusetzen. Dabei sind sie für die Entwicklung, die Erforschung und die Evaluation verantwortlich.
Durch die Entwicklung neuer Vermittlungsformate möchte dieses Projekt neue Zugänge schaffen, die unterschiedliche Zielgruppen in Museen führen. Wichtig hierbei sind die Erfahrungen die Besucherinnen und Besucher sammeln, um für sie die Institution Museum besser erschließbar zu machen. Um diese Erfahrungen zu sammeln, zu erforschen und zu evaluieren, werden digitale Prototypen erschaffen die dann in jeweilige Museen erprobt werden.1

Die Ziele sowie der Grundgedanke hinter diesem Projekt entsprechen komplett meiner Fragestellung, wodurch sich meine Hypothese, dass VR Technologien in der Kunst und in Museen immer präsenter und alltäglicher werden, sich zunächst bestätigt.
Es hat den Anschein, dass wir gerade auf dem Weg sind die neuen technologischen Möglichkeiten auch in der Kunst und Museumswelt einbringen zu wollen, aber es scheint auch so als ob wir erst am Anfang dieser Reise stehen würden.

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Van- Gogh- Museum Amsterdam

Projekte, wie beispielsweise die Informationsvermittlung durch eigens erstellte Apps, die im Van-Gogh-Museum Amsterdam schon gängig sind, zeigen bereits potenzielle Richtungen in die die Kunstvermittlung verlaufen könnte. Die für das Museum entwickelte App bietet Besucherinnen ein neues Erlebnis der Kunst an.
Mit der App ist es möglich weitere virtuelle Informationen aufzurufen und beispielsweise durch die Kamerafunktion die ursprüngliche Farbgebung der Werke einzusehen. Dabei kann der Besucher individuell bestimmen, zu welchen Werken er mehr erfahren möchte und so seine eigenen Präferenzen folgen.
Zudem bietet das Museum bereits an, sich in virtuelle Räume bewegen zu können. Dafür sorgt die italienische Multimedia Firma Oniride2 , die aus 2D Werke 3D Werke erstellt, die dann von den Besuchern betreten werden können. Mit dieser Erneuerung haben sie eine neue Kunstform erschaffen, in der sie mit Hilfe von Wissenschaftlern, Grafikern und Künstlerinformationen die bestehenden Werke erweitern und ein Hineintauchen in das Gemälde ermöglichen. Dabei bedienen sie sich an Technologien aus Sciencefiction Filmen wie Raumschiff Enterprise, in dem sich Personen von einem Ort zum anderen teleportieren können. Das selbe Prinzip funktioniert hier mit Gemälden, in die man sich hin und her bewegen kann.3

In VR ist es mögliche Dinge zu tun, die in der realen Welt nicht möglich sind. Das soll die Kunsterfahrung viel näher und emotionaler als alle bisherigen Erfahrungen machen. Ein weiteres Beispiel, wie VR-Technik die Kunstvermittlung weiter beeinflusst, zeigt das New Exibithion Museum New York.

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New Exibithion Museum New York

Kunst soll nicht mehr nur an einem bestimmten Ort und einer bestimmten Einrichtung gebunden sein, sondern für alle, von überall aus, frei zugänglich gemacht werden.
Im New Exhibition Museum New York ist eine virtuelle Ausstellung mit dem Titel „First Look: Artists VR“4 zu finden, die weltweit über die gleichnamige App „First Look: Artists VR“ zugänglich ist. Mit Hilfe eines Cardboards oder der landscape Funktion des Smartphones kann man durch die virtuelle Ausstellung gehen und sich die digitalen Werke von überall aus anschauen. So ist der Kunsterfahrung kein bestimmter Raum vorgeschrieben und die Kunst ist von überall aus erfahrbar und ausprobierbar5

Der Gedanke, dass Kunst so für alle zugänglich ist, unterliegt dabei aber der Prämisse, dass jeder der Kunst so erfahren möchte ein möglichst gut funktionierendes Smartphone besitzt. Allein diese Voraussetzung zeigt, wie sehr sich Technologie in unseren Alltag integriert hat und lässt bei mir kaum Zweifel an den Hypothesen und den Zielen der gegenwärtigen Projekte, die moderne Technologie als zukünftigen festen Bestandteil der Kunst sehen.

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Enthusiasmus für die der Virtual Reality Welt

Ich konnte bei meiner Recherche kaum negative Aspekte finden, da meisten Informationen die ich zu diesem Thema einbezog, sehr enthusiastisch und zukunftsorientiert waren. Viel wurde darauf ausgelegt, dass mit zunehmenden technologischen Fortschritt, das Erlebnis noch intensiver erfahren werden könnte. Selbst Künstler wie Diane Durbay sehen in der VR-Technik einen neuen Weg, in dem Kunst bald schon mit allen Sinnen erfahren werden kann.6
Die Nutzung dieser digitalen Vermittlung durch die neuen Techniken wird auch von Menschen wie Holger Volland, Autor des Buches „Die kreative Macht der Maschinen- Warum Künstliche Intelligenzen bestimmen, was wir morgen fühlen und denken“ und Drubay positiv unterstützt.
Sie sehen in den Möglichkeiten, dieses technologischen Fortschritts, einen neuen emotionalen Zugang zur Kunst. Drubay erklärt es so:

„Wir reden nicht mehr nur über eine Ausstellung. Wir reden nicht mehr nur über die Sammlung. Wir reden darüber, dass unser Museum viel mehr sein kann. Es heißt wirklich, den Wert des Digitalen zu verstehen und es anzuwenden auf den Begriff des Museums. Sie werden in der Lage sein, wirklich in ein Kunstwerk hinein zu tauchen. Zuvor war das nicht möglich. Die digitale Kunst spricht viel mehr unserer Sinne an und ist viel näher an dem dran, was wir sind. Näher an unserem Körper, näher an unserem Verstand.“ 7 (Diane Drubay)

Durch diesen großen positiven Input und einer so fantastisch klingenden Technologie, wollte ich diese Erfahrung unbedingt selbst erleben und beschloss meiner Fragestellung durch ein persönliches Experiment auf den Grund zu gehen. Im nächsten Abschnitt werde ich von meiner persönlichen Erfahrung in der virtuellen Welt berichten.

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Ausstellung „Zeitreise“ im Städel Museum Frankfurt am Main

Das Städel Museum hat im Rahmen einer Studentenarbeit zusammen mit dem stellvertretenden Direktors Jochen Sander eine App entwickelt, mit der man sozusagen in die Zeit reisen kann. Dabei besucht man in der virtuellen Welt das Museum im Jahr 1878. Zu dieser Zeit sah die Raumgestaltung sowie die Hängung ganz anders aus und genau diese Gegebenheiten kann man mit Hilfe der VR-Technik visuell betrachten.8 Durch die VR-Technik ist es auch möglich Werke anzuschauen, die gar nicht mehr aktuell ausgestellt sind. Die grauen Werke die in der virtuellen Welt miteingebaut sind, symbolisieren Gemälde die im Laufe der Jahre abhandengekommen sind. Kunsthistorisch ein sehr interessanter Punkt, der mit diesem technischen Fortschritt sogar visuell rekonstruiert werden konnte. Die VR-Technik dient in diesem Fall der Visualisierung von Gegebenheiten und Werken, die heute so nicht mehr betrachtbar wären.

Ausstellungssuche

Die erste Hürde meines Selbsterfahrungsexperiments bestand zunächst darin, erstmal eine Kunstaustellung zu finden, die VR Technik anbietet. Obwohl das Internet scheinbar voll mit Informationen zu Künstler ist, die mit VR arbeiten, oder mit Ausstellungskonzepten die dies anbieten, konnte ich kaum aktuelle Ausstellungen finden. Entweder lagen die Ausstellungen Jahre zurück, oder sie befanden sich nicht in Deutschland.
Letztendlich bin ich dann auf die „Zeitreise“ Ausstellung des Städel Museums in Frankfurt gestoßen.

Meine eigene Erfahrung mit VR-Technik und Kunst

Nach einigen Komplikationen in Bezug auf die Ausstellungssuche, konnte ich schlussendlich doch noch die Zeitreise Ausstellung besuchen. Zwei sehr freundliche Mitarbeiterinnen haben mich zunächst in die technischen Steuerfunktionen der VR-Brillen eingewiesen und mir erklärt, wie man sich in der virtuellen Welt bewegt. Zusammen mit Kopfhörern, die eine Art Audioguide darstellten, setzte ich die VR-Brille (VR Gear Oculus von Samsung mit einem Samsung S7 Smartphone) auf. Die Steuerung erfolgte durch meine Kopfbewegung und durch ein hochsensibles Touchfeld auf der rechten Seite der Brille.

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Die virtuelle Welt beginnt vor dem Museum selbst. Man steht vor dem detailgetreuen, realistischen Gebäude und hört sogar Möwen krähen wie auch andere Alltagsgeräusche, die an das 18te Jahrhundert angepasst wurden. Auf der Wiese erscheint dann eine Jahreszahl, die von 2015 auf 1879 abfällt, um die symbolische Zeitreise zu starten und den Beginn der virtuellen Erfahrung einzuleiten.

Danach geht man in das Gebäude hinein und kann dann zwischen 3 Türen entscheiden. Zur Auswahl stehen zwei geführte Touren und des Weiteren die Option der freien Tour in den virtuellen Räumlichkeiten.
Ich habe mich zunächst für eine geführte Tour entschieden. Bei dieser Form der Ausstellung bewege ich mich automatisch in der virtuellen Welt. Der Ablauf ist geplant und ähnelt dem einer realen Tour. Es werden bestimmte Werke angesteuert und besprochen, jedoch in kurzer Version (3 Minuten).

Später habe ich die freie Tour ausgewählt. In dieser Funktion wählt man durch- Kopfbewegungen und durch das Anklicken der Tasten auf der Brille,- den Standpunkt aus, zu dem man laufen möchte. Man bewegt sich nun automatisch und bleibt an gewählten Punkt stehen, um die Werke einzeln betrachten zu können. Dabei ist es möglich, zu einigen Werken mehr Informationen zu erhalten und diese durch heranzoomen besser anzuschauen.

Während dieser Ausstellungsform ist mir aufgefallen, dass die Motorik bei der verwendeten App etwas schwierig gestaltet ist. Dies äußert sich, indem man beispielsweise auf Türrahmen zu, oder durch Objekte hindurch läuft. Ich habe mich dadurch erschrocken und versucht mich mit meinen Händen an Objekten vorbei zu bewegen oder mich irgendwo abzustützen, was für Außenstehende bestimmt sehr lustig aussah.
Obwohl die Technik noch nicht so weit ist, dass man keinen Unterschied zwischen der virtuellen Welt und der realen erkennt, passt der eigene Körper sich der gegebenen Umwelt an. Störend empfand ich die Optik, die für mich teilweise so unscharf war, dass ich die Gemälde nicht richtig betrachten konnte. Dies ist für eine Kunstausstellung ziemlich problematisch, wobei mir von den Mitarbeiterinnen bestätigt wurde, dass einige Besucher absolut gar keine Probleme damit haben und Andere, so wie ich, auch nicht richtig scharf sehen konnten.
Des Weiteren ist es besonders zu Beginn ein komisches Gefühl sich in der virtuellen Welt zu bewegen. Da die Bewegung durch das Gebäude automatisch verläuft, versucht man sich durch Drehungen und Kopfbewegungen im Tempo zu bleiben. Das löste bei mir (vor allem bei den Treppen) leichten Schwindel aus. Die Mitarbeiterinnen dort erzählten mir auch, dass die meisten Besucher die VR-Brillen meistens nur 10- 15 Minuten aufhaben und sie dann erstmal genug haben, da es ihnen auch leicht schwindelig oder gar übel wird. Ich habe festgestellt, dass desto öfter man sich in die virtuelle Welt hineinbegibt, desto besser nimmt man das Ganze auf.

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Auffälligkeiten während der virtuellen Ausstellung

Weiter haben mir die zwei Mitarbeiterinnen vor Ort erzählt, das besonders Kinder auf die VR-Brillen anspringen. Anders als ältere Besucher, tragen sie manchmal stundenlang die Brillen und wollen diese gar nicht mehr aus der Hand geben. Zudem ist ihnen aufgefallen, dass Kinder die gezeigten Informationen besser aufnehmen, sich merken was sie dort erfahren haben und dieses Wissen auch umsetzten können. So teilte mir eine der Mitarbeiterinnen mit, dass ein Kind nach dem Nutzten der VR-Brille noch weitere Informationen zu einem Bild haben wollte, welches es in der virtuellen Ausstellung länger betrachtet hatte.
Als Gegensatz dazu bestätigten mir die Mitarbeiterinnen, dass besonders die ältere Generation mit der VR- Technik oft überrumpelt wird. Zwar gäbe es natürlich auch viele Ausnahmen, aber es wäre schon deutlich bemerkbar, dass sich beispielsweise Senioren nach dem virtuellen Besuch mehr über Schwindel und Übelkeit beklagen und die Brillen nach einem deutlich kürzeren Zeitraum abnehmen.

Persönliche Empfindung

Mir persönlich ist aufgefallen, dass ich bei dem ersten Anlauf kaum Informationen mitbekommen habe. Ich hatte mich zunächst voll auf die „neue Welt“ und dessen Funktionen konzentriert. Sobald man in die neue Welt eintaucht, wird man von dieser überrumpelt und muss sich zunächst einmal zurechtfinden, bevor man jegliche Zusatzinformationen aufnehmen kann. Besonders bei der geführten Tour, die einem eigenem Tempo folgt, konnte ich bei der Informationswiedergabe nichts mitkommen, da ich noch mit der Aufnahme der Welt um mich herum beschäftigt war. Dennoch ist mir auch aufgefallen, dass sich die Informationsaufnahme verbessert, wenn ich mich länger in der Welt befinde und mich erstmal eingewöhnt habe.

Unterschiede zur traditionellen Führung

Im Vergleich zu einer regulären Führung habe ich tatsächlich weniger Wissen mitnehmen können, die neue Technik hat mich selbst zu sehr abgelenkt. Die ästhetische Erfahrung war jedoch auf einer anderen Ebene, ich war sehr beeindruckt von der voranschreitenden Technologie und empfand die Idee hinter diesem Konzept wirklich großartig. Das Interesse zu der Thematik wurde durch die VR Ausstellung erst eingeleitet und ohne diese Möglichkeit der Zeitreise hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht für das Thema an sich interessiert. So würde ich sagen, dass mit Hilfe der VR-Brille das Interessespektrum erweitert wurde und ich dadurch eine besondere Art der ästhetischen Erfahrung sammeln konnte, die zwar nicht besonders Informationshaltig war, aber visuell so beeindruckend das ich wieder eine VR Ausstellung besuchen würde.

Persönliches Fazit- Sehe ich Zukunft in der VR Technik in Museen?

Wie bereits angesprochen empfand ich die VR-Technik in der Ausstellung, als eine sehr gut durchdachte unterstützende Funktion der Ausstellungsmöglichkeit. Mithilfe der neuen Technologie wird den Besuchern ein Erlebnis geboten, was sie so niemals hätten sonst sehen können. Dabei spielt das Wort „Erlebnis“ an sich eine große Bedeutung, denn auch die Mitarbeiterinnen vor Ort haben mir bestätigt, dass Besucher gerne etwas „erleben“ wollen. Die Faszination für Technik ist bei den Menschen schon immer vorhanden und solche Innovationen locken meiner Ansicht nach auch neues Klientel in das Museum. Bestätigt wurde mir das auch von den Mitarbeitern, die mir berichteten, dass besonders Kinder diese Möglichkeit wertschätzten. Wir haben darüber gesprochen, dass früher die Schulausflüge in Museen für Kinder langweilig und öde vorkamen und das sie heute mit Hilfe von interaktiven Möglichkeiten das Interesse der jüngeren Generation wecken. Auch wird mit Hilfe der Einbringung moderner Techniken das Klischee der altbackenen Museumsbesuche, bei denen man nur alte Gemälde betrachtet, durch solche Angebote gebrochen. Die Interaktion in Museen nimmt meiner Meinung nach viel von dem elitären Charakter, den sich viele nicht reguläre Museumsbesucher vorstellen. Die Kunst wird dadurch weniger unantastbar und die Möglichkeit der eigenen Einbringung sorgt für ein Erlebnis, welches jeden ansprechen kann- Kunstliebhaber, aber auch noch diese die es gerne werden wollen.

Aus technischer Sicht muss ich aber auch sagen, dass da noch deutliches Potenzial nach oben ist. Zwar ist die Technik jetzt schon sehr beeindruckend, aber um herkömmliche Führungen nur noch durch dieses Prinzip durchzuführen, sind wir noch nicht bereit. Dabei beziehe ich mich auf Problematiken, wie zum Beispiel die Unschärfe die mich bei der virtuellen Ausstellung gestört hat, sowie die noch recht grobe Motorik. Noch wirkt die neue Welt „künstlich“ und nicht 100%ig real. Das Original zu sehen ist und bleibt was besonders, denn es ist in der Regel direkt vom Künstler entstanden und repräsentiert somit direkt die Intention und das Handwerk. Man könnte dies auch mit einem Konzert gut vergleichen. Wenn man beispielsweise eine Bühnenshow aufnimmt und jemandem zeigt, wird es nicht das Selbe sein, wie wenn die Person selbst dabei gewesen wäre. Die Atmosphäre, sowie die Dynamik die während eines Events vorhanden ist, können nicht so eingefangen werden, dass sie das eigene Erlebnis ersetzten.
So verhält es sich auch bei einem Kunstwerk. Der Duktus, die Farben und die Strukturen sind vor dem echten Werk immer noch differenzierter zu erkennen und erzeugen beim Betrachter ein besonderes Gefühl. Durch die virtuelle Welt sind zwar die Werke auch ein sichtbar, aber es fehlt einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sehen. Die gewisse Aura, die ein Werk ausstrahlt kann mit der heutigen Technik noch nicht eingefangen und wiedergegeben werden. In der virtuellen Welt wirkt bisher ein Werk nicht annähernd so eindrucksvoll wie die reale Betrachtung vor Ort. Es scheint so, als ob wir vielleicht auch etwas von der alltäglichen Digitalisierung abgestumpft wurden, die uns permanent virtuell auf Smartphones und Computer besonderen Orte, Lebewesen, Geschichten und auch Werke präsentiert. Virtuell scheint der Wert von etwas abzunehmen, da wir es täglich aufrufen können. Eine reale Begegnung bleibt aber etwas Besonderes und wird heute noch auf einer emotionaleren Ebene aufgenommen, die wir noch nicht virtuell erzeugen können. Ob und wie die Technik das erreichen wird, ist mir ungewiss. Ich denke, die Tendenz wird in der Kunst eher daraufhin zugehen, dass der Schwerpunkt auf virtuelle Werke selbst gelegt wird. Somit würde man die Problematik des Charakters eines Werkes, welches durch die VR-Technik nicht wiedergegeben werden kann, wegfallen. Diese neue Form von Werken würden für die virtuelle Welt direkt erschaffen werden und somit sich dieser anpassen.
Für unsere Gesellschaft sehe ich dabei nicht das Problem in der Technik an sich, die sich bestimmt in den nächsten Jahren deutlich verbessern wird, sondern eher in der noch aktuellen Generation. Die Menschen, die es noch auf die traditionelle Art kennen, halten sehr daran. Die bereits genannten Gründe der Besonderheit des Originalwerkes sprechen auch dafür, aber ich denke auch, dass die aufkommende Generation nicht mehr so viel Wert darauflegen könnte. Die Kinder, die mit dem technischen Erneuerungen direkt mitwachsen, scheinen im Großteil begeistert davon zu sein. Da sehe ich auch den Wandel in der Gesellschaft, die sich mit der Technik weiterentwickelt. Voraussichtlich denke ich das sich die VR-Technik in Museen weiterentwickeln und auch präsenter werden wird. Ob sie irgendwann die traditionelle Führung komplett ablösen wird, ist schwierig zu sagen, aber ich denke, dass sie als unterstützendes Mittel im Laufe der Jahre deutlichen Andrang finden wird.
Schlussendlich sollte jeder für sich entscheiden können wie wir Kunst aufnehmen möchten, ob dies durch eine VR-Brille oder den direkten Anblick eines Werkes geschient, soll das eigene Interesse entscheiden. Viel wichtiger finde ich es, wenn eine große Masse angesprochen wird und sich das elitäre Klischee der Museen löst und somit Kunst für alle zugänglicher gemacht wird. Die Auseinandersetzung mit der Kunst soll angeregt während und wie man es an den Kindern in diesen Ausstellungsformaten sieht, scheint es zu funktionieren. Wieso sollte man diese Entwicklung aufhalten, wenn dadurch eine Bereicherung stattfindet?

1 museum4punkt0, Digitale Strategien für das Museum der Zukunft https://www.museum4punkt0.de/ueber-uns/ (Stand 11.03.2020)

2 Oniride. We create digital worlds http://www.oniride.com/welcome#why (Stand 11.03.2020)

3 Jutta Schwengsbier, Technik & Welt, Digitalisierung in der Kunst- Wie Bilder fliegen lernen https://technik-und-welt.de/podcast/2019-05-21-kunst-digitalisierung/ (Stand 11.03.2020)

4 New exibithion Museum. Artists VR https://www.newmuseum.org/exhibitions/view/artists-vr (Stand 11.03.2020)

5 Jutta Schwengsbier, Technik & Welt, Digitalisierung in der Kunst- Wie Bilder fliegen lernen https://technik-und-welt.de/podcast/2019-05-21-kunst-digitalisierung/ (Stand 11.03.2020)

6 Jutta Schwengsbier, Technik & Welt, Digitalisierung in der Kunst- Wie Bilder fliegen lernen https://technik-und-welt.de/podcast/2019-05-21-kunst-digitalisierung/ (Stand 11.03.2020)

7 Jutta Schwengsbier, Technik & Welt, Digitalisierung in der Kunst- Wie Bilder fliegen lernen https://technik-und-welt.de/podcast/2019-05-21-kunst-digitalisierung/ (Stand 11.03.2020)

8 Städel Museum. Zeitreise. Das Städel Museum im 19. Jahrhundert http://newsroom.staedelmuseum.de/de/themen/zeitreise-das-staedel-museum-im-19-jahrhundert (Stand 11.03.2020)